Die Ergebnisse des Realisierungswettbewerbs zur Werfthafenbrücke liegen vor. In einer Jurysitzung wurden die eingereichten Entwürfe eingehend analysiert, nach festgelegten Kriterien bewertet und anschließend prämiert. Die ausgezeichneten Beiträge zeichnen sich durch besondere gestalterische Qualität, technische Umsetzbarkeit und städtebauliche Integration aus.
WETTBEWERBSERGEBNISSE DES EU-WEITEN REALISIERUNGSWETTBEWERBS

1. PLATZ: PANTA INGENIEURE UND NEY PARTNERS
Der Entwurf überzeugte mit einer ebenso funktionalen wie gestalterisch markanten Lösung. Er setzt dabei ein gestalterisches Zeichen: Die V-förmige Geometrie der Brücke greift die industriellen Strukturen des Werftquartiers auf und nimmt Bezug auf die denkmalgeschützten Hafenkräne. Sie bildet einen neuen Orientierungspunkt im Stadtbild und fügt sich zugleich harmonisch in die Umgebung ein.
Neben ihrer ästhetischen Qualität überzeugt die Brücke durch ihre nachhaltige und effiziente Bauweise. Ein optimiertes Gegengewichtssystem reduziert den Energieverbrauch beim Öffnungsvorgang auf ein Minimum. Zudem ist der Einsatz von „grünem Stahl“ vorgesehen, um die CO₂-Emissionen im Bauprozess zu verringern.
Technisch basiert die Brücke auf dem Prinzip einer Holländerklappbrücke, das für diese spezielle Nutzung weiterentwickelt wurde. Beim Öffnen kippt das V-förmige Element um 38,75°, während sich das Brückendeck um 77,5° anhebt. Dies ermöglicht eine platzsparende, robuste und wartungsarme Konstruktion.

2. PLATZ: DKFS ARCHITECTS UND KNIPPERS HELBIG
Eleganz, Technik und städtebauliches Feingefühl: Der zweitplatzierte Entwurf beeindruckt durch seine filigrane Flügelform, die sich bei Brückenöffnung in einem faszinierenden kinetischen Spiel hebt. Die Klappbrücke greift die Silhouette alter Hafenkräne auf und wird so selbst zum bewegten Denkmal Bremerhavener Geschichte.
Gleichzeitig überzeugt das Bauwerk mit einem energieeffizienten Öffnungsmechanismus und dem Einsatz CO₂-reduzierter Materialien. Die klare Ablesbarkeit als bewegliche Brücke stärkt die räumliche Kontinuität des Hafenbeckens – das Wasser bleibt im Zentrum.
Ein Tor zur Külkenhalbinsel, ein neuer städtebaulicher Marker, ein maritimes Spektakel – dieser Entwurf bringt Technik und Emotion in Einklang.

3. PLATZ: SOBEK, CASPAR SCHMITZ-MORKRAMER UND DR. SCHIPPKE
Diese Brücke denkt den Stadtraum weiter: Der drittplatzierte Entwurf versteht sich als urbane Klammer – eine barrierefreie, elegante Verbindung, die sich dezent in das Werftquartier einfügt und gleichzeitig bei jeder Öffnung zur skulpturalen Geste wird.
Die symmetrische Doppel-Klappbrücke ermöglicht eine flache Konstruktion ohne sichtbare Technikaufbauten. Im geschlossenen Zustand bleibt sie zurückhaltend, im geöffneten Zustand entstehen zwei gefaltete „Wesen“, die sich wie aus dem Wasser erheben – ein Moment mit ikonischer Kraft.
Technisch überzeugt der Entwurf durch einen robusten und nachhaltigen Aufbau, energieeffiziente Hydraulik, einfache Wartung und die Verwendung CO₂-reduzierter Materialien wie recyceltem Stahl. Die Brücke wird so zu einem funktionalen Herzstück des neuen Quartiers – und zu einem architektonischen Statement.

ANERKENNUNG HOCHWERTIGE ARBEIT: RAMBOLL, PPL UND HARDESTY
Der prämierte Entwurf überzeugt durch eine moderne Interpretation der klassischen Waagebalkenklappbrücke – funktional, effizient und zugleich voller gestalterischer Kraft. Die klare L-Form des Brückenbauwerks geht in Dialog mit der industriellen Hafenkulisse und erinnert mit ihrer Materialität und Formensprache an die historischen Hafenkräne.
Technisch raffiniert: Das Gegengewicht ist platzsparend in einer Überkopfstruktur integriert, was nicht nur die Wartung vereinfacht, sondern auch Energie spart. Die Brücke ermöglicht eine barrierefreie Mischfläche für Fuß-, Rad- und Busverkehr und verbindet urbanen Raum mit dem Wasser.
Ein besonderes Highlight ist die Erweiterung der Promenade zu einem kleinen Stadtplatz am Wasser – ein neuer Ort zum Verweilen, Beobachten, Ankommen. Die weiß lackierte Stahlkonstruktion wirkt im Zusammenspiel mit Klinkern, Holz und Beton wie eine bewegliche Skulptur, die Technik und Atmosphäre vereint.

AUSGESCHIEDEN: HAPPOLD, MOXON UND EADON
Der Entwurf, der im Wettbewerb ausgeschieden ist, beschreibt eine einflügelige Klappbrücke für das Werftquartier in Bremerhaven. Die Brücke verbindet Fußgänger, Radfahrer und Busse und verknüpft das neue Quartier mit der Innenstadt. Geplant ist eine leichte, schlanke Stahlkonstruktion mit einem festen und einem beweglichen Teil. Nur etwa ein Drittel der Brücke lässt sich bei Bedarf hochklappen – schnell und effizient, passend zum geplanten 10-Minuten-Bustakt.
Dank einer Durchfahrtshöhe von rund drei Metern können kleinere Boote unter der Brücke hindurchfahren, ohne sie zu öffnen. Das spart Energie und vermeidet Unterbrechungen im Verkehr. Die Trennung von Rad- und Fußverkehr sorgt für mehr Sicherheit. Auch Beleuchtung, Schranken und Kameras sind vorgesehen – kompakt in Masten integriert.
Besonderes Augenmerk liegt auf Nachhaltigkeit und einfacher Wartung. Edelstahlteile, eine dichte Bauweise und eine nachrüstbare Klapptechnik halten die Betriebskosten niedrig. Der Brückenbau ist effizient geplant: Fertigteile werden per Schiff angeliefert und mit Kränen montiert. Auch die CO₂-Bilanz der Brücke fällt positiv aus und hätte zur umweltfreundlichen Entwicklung des Werftquartiers beigetragen.

AUSGESCHIEDEN: LEONARDT, ANDRÄ UND KNIGHT
Der Entwurf von Leonardt, Andrä und Partner in Zusammenarbeit mit Knight Architects sieht eine Holländer-Klappbrücke als neue Verbindung zwischen dem Werftquartier und der Innenstadt Bremerhavens vor. Die Brücke dient als funktionales und gestalterisches Tor zum Quartier und ermöglicht eine 15 Meter breite Durchfahrt für Boote.
Das markante Design mit zwei geneigten Pylonen und obenliegendem Gegengewicht ist nicht nur optisch prägnant, sondern auch technisch effizient. Die Konstruktion besteht aus einem festen Betonteil und einem beweglichen Stahlfeld, das durch ein Gegengewicht und Hydraulikzylinder geöffnet wird – bis zu zehn Mal täglich.
Die Brücke ist für Bus-, Rad- und Fußverkehr ausgelegt und bietet mit einer Gesamtbreite von 10,2 Metern Platz für getrennte Verkehrsbereiche. Ein hoher Vorfertigungsgrad und ein minimaler Eingriff ins Hafenbecken machen den Entwurf auch baulich effizient
Trotz der gelungenen Verbindung aus Technik, Gestaltung und Nachhaltigkeit wurde der Entwurf im Wettbewerb nicht weiterverfolgt.

AUSGESCHIEDEN: LEONARDT, ANDRÄ UND KNIGHT
Der ausgeschiedene Wettbewerbsentwurf besticht durch eine schlichte, funktionale Gestaltung und fügt sich mit technischer Klarheit in das industrielle Hafenbild ein. Die Konstruktion besteht aus drei orthotropen Stahldecks, wobei das mittlere Feld durch vier hydraulisch angetriebene Hubarme vertikal geöffnet werden kann. Die Brücke ist als barrierefreier Shared Space für Fußgänger, Radverkehr und Quartiersbus konzipiert. Mit einem durchdachten Licht-, Farb- und Materialkonzept greift der Entwurf Elemente der umliegenden Promenade sowie der maritimen Umgebung auf. Die modulare Bauweise, nachhaltige Materialwahl und wartungsarme Technik zielen auf einen wirtschaftlichen Betrieb – konnten jedoch im Wettbewerbsverfahren nicht überzeugen.